Philosophie als kritische Zeitgenossenschaft
In einer Zeit, in der sich Philosophie zunehmend unter gesellschaftlichem Legitimationsdruck sieht und darauf mit einer Verwissenschaftlichungsstrategie reagiert, erinnert die ›Allgemeine Zeitschrift für Philosophie‹ (AZP) als eine der führenden philosophischen Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum daran, dass die Philosophie eine Disziplin ist, die niemals ganz in ihrem Wissenschaftscharakter aufgeht. In mindestens gleicher Weise lässt sie sich als Lebensform, Bildungsweg, kritische Zeitgenossenschaft, unendliches Gespräch und Schule der Erfahrungsfähigkeit verstehen.
Die ›Allgemeine Zeitschrift für Philosophie‹ ist deshalb offen für das gesamte Spektrum philosophischer Teildisziplinen und Fragestellungen, die in ihrer historischen wie systematischen Breite berücksichtigt werden. Dies äußert sich in der Selbstverpflichtung, Respekt vor der Tradition mit der Offenheit für Neues, Fremdes, Fremdgebliebenes oder bislang Vernachlässigtes zu verbinden. Als »allgemeine« Zeitschrift zielt die ›Allgemeine Zeitschrift für Philosophie‹ mehr als andere Fachzeitschriften, die sich eine engere thematische Beschränkung auferlegen, auf eine Selbstverständigung der Philosophie in der Vielfalt ihrer Stimmen, Methoden und Positionierungen. Dabei lässt sie sich von der Überzeugung leiten, dass die Fragen nach Vermittlungsformen, Gegenständen und Methoden der Philosophie selbst genuin philosophisch sind.
Das »Allgemeine« im Titel der Zeitschrift markiert insofern auch einen Einspruch gegen Versuche einer einseitigen Professionalisierung der akademischen Disziplin, die heute zunehmend auf Kosten ihrer Anschlussfähigkeit an lebensweltliche Erfahrungen, Kunst, Religion und andere Wissenschaften geht. Als »allgemein« erweist sich die ›Allgemeine Zeitschrift für Philosophie‹ vor allem dadurch, dass sie eine Plattform für Debatten über die Geschichtlichkeit der Philosophie, ihre Sprachlichkeit und ihre Darstellungsformate, vor allem aber ihre gesellschaftlichen Position und Verantwortung bereitstellt. Die Zeitschrift gibt Raum für Verhältnisbestimmungen zwischen Begründung und Skepsis, zwischen Bildung und Wissenschaft, zwischen philosophischen Teilgebieten und benachbarten Fächern sowie zwischen Philosophie und Gesellschaft. Darüber hinaus fördert die Zeitschrift den Dialog zwischen westlichen und nichtwestlichen Traditionen, um bislang überhörten Stimmen Gehör zu verschaffen.
Seit 2016 wird die ›Allgemeine Zeitschrift für Philosophie‹ von einem neuen Herausgeberteam geleitet, das sich um eine stärkere Ausrichtung auf Kernprobleme gesellschaftlicher Umbrüche bemüht. Zu diesen Problemen gehören etwa die Transformation von Bildungsinstitutionen und -prozessen (die Ablösung des Humboldt’schen Bildungskonzepts durch eine Vermittlung marktgängiger Kompetenzen), die Technisierung der Gesellschaft (mit ihren ökologischen Nebenfolgen wie beispielsweise dem Klimawandel), die Mediatisierung der Lebenswelt (mit ihren Auswirkungen auf die Möglichkeiten von Erfahrung und Wahrnehmung), neue Formen sozialer Ungerechtigkeit, Herrschaft und Exklusion (vom Postkolonialismus bis zum Neoliberalismus) sowie die Erosion kultureller und sozialer Bindungskräfte. Philosophie sieht sich angesichts dieser Herausforderungen in der Verantwortung, ebenso differenzierte wie problemorientierte Deutungen vorzulegen und normative Orientierungen zu bieten. Die ›Allgemeine Zeitschrift für Philosophie‹ versteht sich als Organ, das dieser spezifischen Verantwortung der Philosophie durch eine Verbindung von Wissenschaftlichkeit, begrifflicher Kreativität, theoretischer Neugier und Aufmerksamkeit für gesellschaftliche Entwicklungen Rechnung trägt.
Erscheinungsweise:
3x jährlich (Februar/Juni/Oktober).
DOI 10.12857/AZP
Redaktion:
Universität Hildesheim
Institut für Philosophie
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