Mechthild von Magdeburg
Geb. um 1207, gest. um 1282/94 in Helfta.
Mechthild von Magdeburgs Leben liegt weitgehend im Dunkeln. Nur aus wenigen autobiographischen Angaben ihres Buches (IV,2), einigen Zeugnissen späterer jüngerer Mitschwestern Mechthild von Hackeborn und Gertrud der Großen und deren Schriften sowie aus der Eigenart ihrer Sprache, lassen sich Umrisse über Herkunft und Lebensdaten gewinnen. Nach Neumann entstammt Mechthild einer ritterlichen Burgmannenfamilie in der Diözese Magdeburg. Sprachstil und Wortschatz verraten, daß sie unter den Formen des Ritter- und Hoflebens aufgewachsen ist. Die »mâze« als Grundbegriff der ritterlichen Gesellschaft ist ein zentraler Begriff ihrer Minnelehre. Die kenntnisreiche Widerspiegelung des höfischen Lebens weist auf eine Abstammung von Stand hin, die ihr bereits ein beachtliches Bildungsgut mitgab, neben dem sie sich eine bemerkenswerte Kenntnis geistlicher Überlieferung erwarb. Seit ihrem 12. Jahr wurde sie von außergewöhnlichen inneren Gotteserfahrungen heimgesucht. Das Herausgerissen-Werden in Leib-Seele und Geist sprengenden Ekstasen veränderte ihr Leben.
Gut 20-jährig, um 1230, riß sie sich von ihrer Familie und ihren Verwandten los, um in der »fremden Stadt« Magdeburg als Begine zu leben. Heinrich von Halle OP, ihr Beichtvater, veranlaßte sie, ihre inneren Erfahrungen ab 1250 aufzuschreiben. Er sammelte sie und faßte sie zu 6 Büchern zusammen. Das letzte, 7. Buch entstand nach 1260, als M. im vorgerückten Alter Aufnahme im Zisterzienserinnenkloster Helfta fand. Hier fand sie unter der Äbtissin Gertrud von Hackeborn eine Stätte geistlicher-lat. Bildung vor, so daß sie in kongenialer Umgebung gegen Ende ihres Lebens, fast erblindet, ihren Mitschwestern diktieren konnte. Sie starb hoch verehrt und ließ ihre geistigen Spuren in deren auf lat. verfaßten Büchern zurück. M. nannte ihr Buch »Ein fließendes Licht der Gottheit«, und verweist mit diesem Titel auf Gottes Urheberschaft. Mechthild ist die erste namentliche bekannte Mystikerin, die in dt. Sprache schrieb. In der Ursprünglichkeit und Musikalität der Sprache mit ihrem Themen- und Formenreichtum und seiner Gedankentiefe gibt ihr Buch der Forschung noch viele Fragen auf, um das Fundament, die Gestaltungs- und Wirkkraft der deutschen Frauenmystik des Mittelalters ans Licht zu heben.
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