Leonhart Hütter

lutherischer Theologe,
* Januar 1563 Nellingen bei Ulm,
† 23.10.1616 Wittenberg.

H. hat erst Philosophie und Philologie und dann Theologie studiert, ist 1583 Magister und 1593 in Leipzig (Studium außerdem in Straßburg, Heidelberg und Jena) Dr. theol. geworden, bis er schließlich von 1596 bis zu seinem Tode als gefeierter theologischer Lehrer in Wittenberg neben Polykarp Leyser und Ägidius Hunnius wirkte.

Er galt als unbedingte Lehrautorität und strenger Verfechter von Konkordienformel und Konkordienbuch, der die Theopneustie von Augsburgischem Bekenntnis und Konkordienformel vertrat. Die Schrifttheologie mit einer genau begründeten Lehre von der Verbalinspiration, die erst Johann Gerhard voll entwickelte, hat er aufzubauen begonnen; er selber unterschied noch zwischen kanonischen Schriften, Apokryphen und Antilegomena. Ferner gehört er in die Geschichte der Lehre von der Kirche und ihrem Amt, insofern er die Vorstellung von einer unsichtbaren Kirche erstmalig klar entwickelt.

Ganz Kind seiner Zeit, kannte er keinen Unterschied zwischen überzeitlichem Lehrgehalt und zeitbedingter Lehrgestalt und lebte deshalb in dauernder polemischer Auseinandersetzung mit seinen Gegnern, den Katholiken wie Bellarmin, den Zwinglianern wie Hospinian, den echten Calvinisten und auch mit Melanchthon bzw. seiner Schule, so daß er als der luthertreueste aller Lutheraner galt. Sein Hauptwerk, das ›Compendium locorum theologicorum‹, haben K. v. Hase 1834 und W. Trillhaas 1961 neu herausgebracht, nachdem es schon zu seiner Zeit (seit 1610) immer wieder gedruckt worden war und eine Fülle von Literatur ausgelöst hatte.

Werke von oder mit Leonhart Hütter:


Umschlagfoto

Leonhart Hütter: Compendium Locorum Theologicorum ex Scripturis Sacris et Libro Concordiae

Kritisch herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort sowie einer Bibliographie sämtlicher Drucke des ›Compendium‹ versehen von Johann Anselm Steiger.
DeP II,3 (1-2)
2005
2 Bände
1144 S., 17 Abb.
Leinen
ISBN 978-3-7728-1872-1
Lieferbar
€ 282,–
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