Allgemeine Zeitschrift für Philosophie: Heft 30.2/2005

Abhandlungen:

• Georg Bertram: Anthropologie der zweiten Natur
  Abstract

  Es ist das Ziel des Aufsatzes, eine Anthropologie zu skizzieren, die genauso antireduktionistisch wie deessentialistisch ist. Man kann diesen Bedingungen gerecht werden, wenn man Menschsein mit dem Begriff der zweiten Natur expliziert. Menschen sind demnach als Wesen zu verstehen, die eine zweite Natur erwerben. Die zweite Natur besteht sowohl in kulturellen Überlieferungen, innerhalb deren Menschen sich bewegen, als auch in symbolischen reflexiven Fähigkeiten, die Menschen praktizieren, und ist so irreduzibel mit der Dimension der Selbstgestaltung verbunden. Entsprechend lautet die zentrale anthropologische Frage ,Wer wollen wir sein?› - und nicht ,Was ist der Mensch?‹. Vor dem Hintergrund dieser grundlegenden Weichenstellungen zeichnet der Text in programmatischer Weise Perspektiven einer Anthropologie der zweiten Natur.
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• Vittorio Hösle: Was kann man von Hegels objektiv-idealistischer Theorie des Begriffs noch lernen, das über Sellars', McDowells und Brandoms Anknüpfungen hinausgeht?
  Abstract

  Der Aufsatz untersucht im Rahmen einer Zyklentheorie der Philosophiegeschichte die Bedingungen, unter denen sich die Wende zu Hegel innerhalb der neueren analytischen Philosophie ergeben hat; Rorty wird dabei als eine Hume vergleichbare Schlüsselfigur ausgemacht. Der entscheidende Unterschied zwischen McDowells und Brandoms Hegelrezeption besteht darin, daß der erstere Hegel vom Verhältnis Natur-Geist, der letztere ihn von der Intersubjektivitätsproblematik her interpretiert. In einem zweiten Teil wird gezeigt, welche zentralen Momente der Hegeischen Theorie Sellars, McDowell und Brandom trotz ihres Beharrens auf der Irreduzibilität des Normativen und ihres Inferentialismus übersehen: Weder erkennen sie die Sonderstellung bestimmter Begriffe an, die das Wesen eines Gebildes zu erfassen vermögen, noch verfügen sie über eine Theorie der Begriffsbildung; die Begriffe bleiben bei ihnen selbst etwas Gegebenes.
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• Vojtěch Kolman: Lässt sich der Logizismus retten?
  Abstract

  In meinem Artikel versuche ich zu zeigen, warum sich der Logizismus nicht retten lässt. Im Bewusstsein, dass solch allgemeine Aussagen über Logizismus, also über die epistemische Natur der Mathematik für gewöhnlich mehr Probleme mit sich bringen als sie lösen, beziehe ich mich explizit auf Crispin Wrights Neologizismus, George Boolos’ fregeanische Untersuchungen und Paul Lorenzens operative Deutung der Arithmetik. Meine Hauptthese stützt sich dabei auf die Beobachtung, dass der Logizismus den praktischen, kalkulatorischen Charakter der Arithmetik unterschätzt: Ich zeige ausführlich, dass und warum sich die induktive Definition, also gerade das Kantsche operative Element, aus den Grundlagen nicht sinnvoll eliminieren lässt - zumindest nicht mit den Mitteln des Fregeschen Logizismus oder seiner selbsternannten Nachfolger (Wright, Haie).
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Berichte und Diskussionen:

• Katharina Held: »Sichtbilder«, Seelenruhe und gottgleiches Leben. Ein Bericht zum gegenwärtigen Stand der Epikurforschung
  
  Abstract

  Der vorliegende Bericht über neuere Forschungsergebnisse zum Epikureismus gliedert sich in fünf Hauptabschnitte. In den ersten beiden werden einige Standardausgaben sowie neuere umfassende Werke zum und über den Epikureismus vorgestellt (1-2); Abschnitt 3 erläutert die wichtigsten Aufsatzbände, in denen sich Experten der Antiken und Hellenistischen Philosophie mit einzelnen Aspekten des Epikureimus beschäftigen; Abschnitt 4 betrachtet zwei neuere Monographien; Abschnitt 5 setzt sich zum Abschluß mit einigen zentralen neueren Aufsätzen auseinander.
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• Adolf Rami: Der Begriff des Wahrheitsdeflationismus. Ein Rettungsversuch
  
  Abstract

  Der Begriff des Wahrheitsdeflationismus zeichnet sich seit seiner Einführung durch Vagheit und Uneindeutigkeit aus; was allerdings bemerkenswert ist, da es sich bei diesem Begriff um einen reinen terminus technicus handelt, der ausdrücklich dazu eingeführt wurde, bestimmte Wahrheitskonzeptionen von sogenannten traditionellen oder klassischen Wahrheitskonzeptionen4 abzugrenzen. Wenn sich sogenannte deflationistische Wahrheitskonzeptionen tatsächlich wesentlich von anderen Wahrheitskonzeptionen unterscheiden, dann sollte es auch möglich sein, diesen Unterschied präzise anzugeben. Ich möchte die notwendigen und hinreichenden Bedingungen herauszuarbeiten versuchen, die eine Wahrheitskonzeption erfüllen muß, damit sie als deflationistische Wahrheitskonzeption bezeichnet werden kann. Ich werde dabei wie folgt vorgehen: Zunächst werde ich konkrete Belege dafür anführen, daß es ein erhebliches Maß an Unklarheiten bezüglich des Begriffs des Wahrheitsdeflationismus in der Literatur gibt (Abschn. 2). Dann werde ich drei unterschiedliche Bestimmungsversuche dieses Begriffs diskutieren, die auf Soames, O’Leary-Hawthorne und Oppy und Horwich zurückgehen (Abschn. 3-5); ich werde bezüglich aller drei Bestimmungen zeigen, daß sie inhaltlich nicht angemessen sind. Daran anschließend werde ich eine eigene Explikation des Begriffs des Wahrheitsdeflationismus entwickeln und ihre Angemessenheit nachweisen (Abschn. 6).
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Buchbesprechung:

• Michael Kober / Christian Schemmel: John R. Searle, Rationality in Action.Artikel kaufen