Wilhelm Traugott Krug
Philosoph
* 22.6.1770 Radis bei Wittenberg,
† 12.1.1842 Leipzig. (evangelisch)
In Schulpforta erhielt K. eine gründliche humanistische Ausbildung. Seit 1788 studierte er in Wittenberg, seit 1792 in Jena und 1794 in Göttingen Philosophie und Theologie. Besonders geprägt hat ihn das Studium der kritisch-philosophischen Schriften Kants. 1794 habilitierte sich K. in Wittenberg und wurde Adjunkt an der Philosophischen Fakultät. In dieser Eigenschaft hielt er Vorlesungen über Philosophie und Enzyklopädie. 1801 erhielt er in Frankfurt/Oder eine ao. und 1805 als erster Nachfolger Kants in Königsberg eine o. Professur für Philosophie. 1809 ging er nach Leipzig, wo er bis zu seinem Tode lehrte (1830 Rektor). Die Bedeutung K.s liegt weniger in seiner Philosophie als vielmehr darin, daß er es dank einer verständlichen Sprache verstand, in der breiten Öffentlichkeit das Interesse für die Philosophie zu wecken und liberales Denken in Staat und Kirche zu fördern. Er war der Meinung, die Philosophie bedürfe keiner eigenen Terminologie, da die Priorität dem Denken und nicht der Sprache zukomme (›Über das Verhältnis der Philosophie zum gesunden Menschenverstände‹, 1837).
Als sein Hauptwerk bezeichnet K. seine ›Fundamentalphilosophie oder urwissenschaftliche Grundlehre‹ (1803, 31827). Schon in dem ›Entwurf eines neuen Organons der Philosophie‹ (1801, wieder 1969) hat er sein eigenes philosophisches Programm konzipiert, das er nun als »transzendentalen Synthetismus« bezeichnet. Eine ausführliche Darstellung seiner Gedanken bietet K. im ›Handbuch der Philosophie‹ (1820, 31829, Neuaufl. 1969). Das Werk ist noch heute eine Fundgrube an Einsichten für die philosophiegeschichtliche Erforschung des deutschen Idealismus. K. selbst versteht sich weder im Sinne Berkeleys, Kants, Fichtes, Schellings und Jacobis als Idealist, noch im Sinne der »jonischen Kosmophysiker« oder später im Sinne Helvetius', Lagranges’ und Holbachs oder der franz. Enzyklopädisten als Realist. Der konsequente Idealismus führe, so behauptet er, zum »absoluten Nihilismus«, der konsequente Realismus hingegen zum »Materialismus, blinden Mechanismus oder Fatalismus«. Als »absoluten Grenzpunkt« des Philosophierens sieht er den »transzendentalen Synthetismus« von Idealismus und Realismus. Entscheidend für diesen transzendentalen Synthetismus, für die »ursprüngliche Verknüpfung des Seins und des Wissens im Ich, wodurch das Bewußtsein selbst erst konstituiert wird«, ist, daß er nicht als abgeschlossenes System konzipiert werden kann – hier unterscheidet er sich von den Systematikern des Deutschen Idealismus –, sondern unerreichbarer »Grenzpunkt« des Denkens ist, nachdem »jede empirische Synthese immer auf die transzendentale als ihre ursprüngliche Bedingung zurückweist«. Philosophie bleibt daher »eine unendliche Aufgabe des menschlichen Geistes, die nie vollständig gelöst werden kann«. Aus diesem »Wesen und Zwecke« der Philosophie, Idealismus und Realismus, Theorie und Praxis in transzendentaler Synthese miteinander zu verbinden, ergibt sich für K. ihr »Wert« in bezug auf die Wissenschaft und das menschliche Handeln. Die Philosophie sei das strahlende Licht im Mittelpunkt der menschlichen Erkenntnis und habe die Aufgabe, Kopf und Herz des Menschen gleichermaßen zu bilden.[...]
Die Neuauflagen der Werke seit 1968 zeugen davon, daß K.s Gedanken aktuell geblieben sind, zumal bei Philosophen, die sich dem Psychologismus, Soziologismus und naturwissenschaftlich orientierten Rationalismus widersetzen, indem sie sich auf den Primat der Philosophie im Kanon der Wissenschaften berufen.
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