Allgemeine Zeitschrift für Philosophie: Heft 34.2/2009

Abhandlungen:

• Tim Henning: Naturalismus und erzählte Geschichte
  Abstract

  Dieser Artikel stellt ein Problem des Naturalismus dar und zeigt, dass Naturalisten sich zur Lösung dieses Problems eines Mittels der Geisteswissenschaften bedienen müssen: der Erzählung. Zunächst wird eine Klasse von Eigenschaften definiert, die ich historische Eigenschaften nenne. Dann wird gezeigt, dass sich eine hinreichend starke naturalistische Supervenienzthese für solche Eigenschaften nicht ohne weiteres rechtfertigen lässt. Dies wird erst möglich, wenn der Naturalist eine spezielle Form funktionaler Reduktionen vornimmt. Er kann, so wird gezeigt, historische Eigenschaften anhand ihrer Rolle in bestimmten Geschichten definieren; anschließend kann er versuchen, natürliche Surrogate zu finden, die diese narrative Rolle spielen. So kann er historische Aspekte der Wirklichkeit als die natürlichen Aspekte derselben analysieren, über die sich bestimmte Geschichten erzählen lassen. Gerade für Naturalisten, so lautet die Pointe, wird daher immer etwas zu erzählen bleiben.
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• Michael Kühler: Liebe als Vereinigung im Anschluss an Adam Smith
  Abstract

  Vor dem Hintergrund von A. Smiths Theory of Moral Sentiments wird die Vereinigung der Liebenden zunächst als »sympathetische Harmonie« erläutert, die durch die »liebenswerte« Tugend des Einfühlungsvermögens aktiv und willentlich erreichbar ist. Anschließend wird naheliegenden Einwänden gegen diese Position nachgegangen, die v. a. die Abgrenzung zu Freundschaft sowie die Bedrohung der Autonomie der Liebenden betreffen. Sie machen es erforderlich, systematisch über Smith hinauszugehen und den Auswirkungen auf die Identität der Liebenden nachzugehen. Im Gegensatz zu Freundschaft zeigt sich Liebe als Vereinigung als ein Teilen all dessen, was den Liebenden in H. Frankfurts identitätskonstituierendem Sinne wichtig ist, wozu nicht zuletzt die Vereinigung selbst gehört. Indem die resultierende Modifikation der Identität der Liebenden von der Tugend des Einfühlungsvermögens abhängt und damit eine zumindest indirekt autonom angeeignete ist, stellt sie auch keine Bedrohung der Autonomie dar.
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Berichte und Diskussionen:

• Gerhard Ernst: Das Dilemma der kulturübergreifenden Bioethik
  Abstract

  Verschiedene Kulturen haben ganz unterschiedliche Vorstellungen von der Natur und der Bedeutung bestimmter Werte, z. B. im Hinblick auf Probleme der Bioethik. Folgt daraus die Relativität der Moral oder die Falschheit der moralischen Vorstellungen ganzer Kulturen? Beide Alternativen erscheinen inakzeptabel. Dieser Aufsatz versucht zu klären, was die angemessene Reaktion auf unsere relativistischen und antirelativistischen Intuitionen in Bezug auf bioethische Probleme ist. Dazu wird zunächst zwischen einem metaethischen und einem normativen Relativismus unterschieden. Im Weiteren werden die Grundzüge eines normativen Relativismus beschrieben, der eine berechtigte Vielfalt moralischer Vorstellungen anerkennt, diese jedoch nicht der rationalen Kritik entzieht. Dazu wird eine Analogie zwischen individuellen Entscheidungen und kulturellen Entscheidungen bzw. Entwicklungen aufgezeigt sowie ein Bezug zur empirischen Wertforschung hergestellt. Die praktischen Konsequenzen der beschriebenen Position werden anhand zweier Beispiele erläutert.
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• Matthias Kettner: Moralrelativismus und Kulturreflexion
  Abstract

  In Auseinandersetzung mit dem voranstehenden Aufsatz von Gerhard Ernst über »Das Dilemma einer kulturübergreifenden Bioethik« wird das Problem des Moralrelativismus und die Unmöglichkeit einer neutralistischen Metaethik erörtert.
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• Christoph Jamme: Hegels Konzeption der Individualität in den Jugendschriften
  Abstract

  Die Kulturgeschichte ist ein Prozess der Steigerung der Individualität. Der Aufsatz fragt nach dem Ort Hegels innerhalb dieses Prozesses, und zwar anhand der Jugendschriften. Dabei geht es einmal um die Theorie der Liebe, zum anderen um begriffsgeschichtliche Spekulationen im sog. »Systemfragment von 1800«.
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• Philipp Hölzing: Die Apotheose der römischen Republik. Ciceros politische Philosophie
  Abstract

  Ciceros politische Philosophie hat lange Zeit keine große Beachtung gefunden. In jüngster Zeit ist jedoch in der politischen Philosophie die Rede von einem »neorömischen Republikanismus«, der von einem griechischen »Bürgerhumanismus« unterschieden wird. Dieser Aufsatz versucht – ausgehend von dieser Unterscheidung – zu untersuchen, wie sich der römische Republikanismus im Falle Ciceros darstellt. Die zentrale These ist, dass bei Cicero ganz im Gegenteil eine Verbindung von Bürgerhumanismus und Republikanismus zu finden ist, die in einer Apotheose der römischen Republik mündet.
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Buchbesprechungen:

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