Allgemeine Zeitschrift für Philosophie: Kitarō Nishida (1870–1945)

• Editorial: Rolf Elberfeld

Abhandlungen:

• Ryōsuke Ōhashi: Der philosophiegeschichtliche Ort der Philosophie Nishidas
  Abstract

  Versucht man, Nishidas Philosophie in der Philosophiegeschichte zu lokalisieren, kann der Begriff derselben nicht fraglos vorausgesetzt werden. Nishidas Philosophie hat wesentliche Elemente mit der abendländischen gemeinsam, aber sie ist auch verwurzelt im ›Außen‹ dieser Philosophie, in Traditionen des Buddhismus, Daoismus und Konfuzianismus. Die Zeit um 1911, als Nishidas Studie über das Gute erschien, bildet die Scheidelinie zwischen der Philosophie des 19. und des 20. Jahrhunderts. Nishidas Philosophie stellt einen Teil dieser Epoche dar, der in der nicht-europäischen Welt entstanden ist. Sie erreicht ihr Eigenes mit dem Gedanken des »Ortes«, der für Nishida zum Ansatzpunkt wird, um die Erfahrung des »absoluten Nichts« in Form einer philosophischen Logik zu entwickeln. Wenn in der Philosophie das »Nichts« sich als der ›Tiefengrund‹ des Seins ergibt, wie es auch anderswo in der Philosophiegeschichte zu beobachten ist, so gilt die Philosophie Nishidas als der Versuch, eben in diesen ›Tiefengrund‹ hinabzusteigen, um den Sinn dieser Geschichte von Grund auf neu zu gestalten.
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• Bret W. Davis: Das Innerste zuäußerst: Nishida und die Revolution der Ich-Du-Beziehung
  Abstract

  Nishida Kitarō hat eine revolutionäre Sicht der Ich-Du-Beziehung entwickelt, derzufolge das wahre Selbst sich in seinem tiefsten Grund von innen nach außen kehrt, um sich radikal zum Anderen hin zu öffnen. Damit bietet er einen ebenso eigenständigen wie bemerkenswerten Ansatz gegen die Tendenz zu einem solipsistischen Verständnis von Subjektivität in der westlichen Philosophie der Neuzeit. Seit seinem bahnbrechenden Essay »Ich und Du« (1932) erweist Nishida sich zunehmend als Schlüsselfigur der revolutionären Bewegung für eine Anerkennung von Alterität, für ein neues Verständnis von Gemeinschaft und für die Entwicklung eines wesentlich dialektischen, dialogischen, interpersonellen und gesellschaftlichen Verständnisses des Selbst. In diesem Aufsatz wird Nishidas Ansatz zur Ich-Du-Beziehung vorgestellt und seine Bedeutung im kritischen Dialog mit anderen Philosophen wie Scheler, Husserl, Buber, Lévinas und Ricoeur profiliert.
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• Rolf Elberfeld: Handelnde Anschauung (kōiteki chokkan): Nishida und die Praxis der Künste
  Abstract

  Im Gedanken der Handelnden Anschauung bündeln sich verschiedene Motive von Nishidas Philosophieren. Zwei Punkte werden in den Vordergrund gerückt: die Überwindung der substantiellen Unterscheidung von Leib und Bewusstsein sowie ein dynamisiertes Wirklichkeitsverständnis im paradigmatischen Ausgang von künstlerischen Gestaltungsprozessen. Im ersten Teil wird der Horizont der Philosophie Nishidas ausgehend von Descartes, Fichte, Hegel, Husserl und Heidegger verdeutlicht. Im zweiten Teil werden zentrale Stationen in der Philosophie Nishidas vor der Entwicklung der Handelnden Anschauung beleuchtet. Im dritten Teil steht der Gedanke der Handelnden Anschauung im Zentrum. Im vierten Teil wird das Medium als grammatische Form in der japanischen Sprache und im Zusammenhang mit Nishidas Sprachgebrauch als eine Form von Handelnder Anschauung interpretiert. Im letzten Teil wird Nishida als Schreibkünstler in ostasiatischer Tradition vorgestellt und über die Implikationen nachgedacht, die diese Praxis für seinen Ansatz von Philosophie zeigt.

Übersetzung:

• Kitarō Nishida: Antwort auf die Kritik von Professor Sōda (1927). Aus dem Japanischen übersetzt von Rolf Elberfeld
  Abstract

  Der hier erstmals in deutscher Übersetzung publizierte Aufsatz gehört in die mittlere Schaffensphase Nishidas, in der er eine neue logische Grundlegung für sein Denken entwirft. Zu dieser Zeit benutzt Nishida erstmalig die Wendung »Ort des absoluten Nichts«, die zum Kern seiner späteren Philosophie werden sollte. Diese Wendung sah sich schon bald einer Kritik ausgesetzt. So war der Anlass für den folgenden Aufsatz die Kritik des japanischen Neukantianers Kiichirō Sōda in einem Aufsatz aus dem Jahre 1926. Nishidas Antwort auf die Kritik zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Nishida so gut und präzise wie möglich den damals von ihm erreichten Ansatz in seinen Grundmotiven offenlegt.
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Buchbesprechung:

• Ralf Müller: Japanese and Continental Philosophy. Conversations with the Kyoto School, herausgegeben von Bret W. Davis, Brian Schroeder und Jason Wirth.