Steiner Studies: Band 3 - 2022

Aufsätze:

• Johannes Wagemann: Bridging Anthroposophy and Cognitive Science with an Experimental First-Person Method
  
  Zusammenfassung

  Obwohl Rudolf Steiners Anthroposophie bedeutende kulturelle Impulse liefert, wird ihr in der aktuellen Philosophie und Wissenschaft wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nichtsdestotrotz birgt sie Möglichkeiten für methodische und theoretische Innovationen, welche wertvolle Beiträge zur ,Mainstream-Forschung‘ liefern könnten, insbesondere mit Blick auf phänomenales Bewusstsein und mentales Handeln. Um diese Möglichkeiten zu realisieren, müssen Brücken zwischen Steiners Schriften und der empirischen Forschung als Königsdisziplin der heutigen Wissenschaft gebaut werden. Eine Option besteht darin, eine Verbindung zwischen der Philosophie des Geistes und einer experimentellen Psychologie zu schaffen, die sich auf die Erste-Person-Perspektive konzentriert – eingedenk der Versuche Steiners in seiner Philosophie der Freiheit, »seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode« hervorzubringen. In jüngster Zeit wurden verschiedene erstpersonale Methoden entwickelt, von denen die sogenannte aufgabenbasierte introspektive Untersuchung für die anstehende Herausforderung gut geeignet zu sein scheint. Dieser Ansatz wird im vorliegenden Aufsatz historisch kontextualisiert, kurz methodisch umrissen, anhand von Beispielen neuerer Studien veranschaulicht sowie im Kontext von Steiner und verwandter akademischer Forschung diskutiert. Auf diese Weise werden spezifische Formen mentaler Aktivität und eines ent- sprechenden Handlungsbewusstseins herausgearbeitet, welche die Aktua- lität von Steiners Grundstruktur des Bewusstseins und seiner Freiheitskonzeption verdeutlichen können, die wiederum beide auf seinem gegliederten Menschenbild beruhten.

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• Terje Sparby: Rudolf Steiner and the ›Guardian of the Threshold‹, Part I
  
  Zusammenfassung

  Der Begriff einer abweisenden ›Hüter‹-Gestalt findet sich in verschiedenen kulturellen Bereichen, wie Mythen, Religionen, literarischen Werken oder der Tiefenpsychologie. Oft ist diese Figur des ,Widersachers‘ zentral für den Helden einer Geschichte. Der Widersacher fordert den Helden heraus, unterwirft ihn einer Prüfung oder hilft ihm gar. Der Hüter-Begriff Rudolf Steiners bietet einen besonderen Verständniszugang zu diesem Archetyp. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über alle wichtigen Aussagen Steiners zu dieser Konzeption, Probleme werden aufgezeigt und diskutiert und ein neuer Interpretationsansatz wird vorgeschlagen: dass nämlich in ge- wisser Hinsicht die Menschheit insgesamt als ein ›Hüter‹ der geistigen Welt verstanden werden kann. Der vorliegende Artikel versucht zunächst, die Grundlagen von Steiners Hüter-Konzeption zu systematisieren und damit eine Grundlage für tiefergehende Untersuchungen zu schaffen. Eine weiterführende Studie soll in einem zweiten Artikel vorgelegt werden.

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• Terje Sparby: Rudolf Steiner and the ›Guardian of the Threshold‹, Part II
  
  Zusammenfassung

  In einer vorausgehenden Studie wurde eine Interpretation von Steiners Vorstellung über den sogenannten ›Hüter der Schwelle‹ auf der Grundlage von Textquellen entwickelt. Die vorliegende Untersuchung wendet sich Erfahrungsperspektiven zu, die in diesem Zusammenhang relevant sind. Dazu gehören: 1) Albträume und Schlaflähmungen, insbesondere in der Art und Weise, wie diese in einem anthropologischen und psychologischen Kontext untersucht wurden; 2) Berichte über Erfahrungen mit dem ›Hüter‹ von Praktizierenden anthroposophischer Meditation; 3) eine Phänomenologie der Entwicklung des Selbstbewusstseins. Die vorhandene Forschung über Albträume und Schlaflähmungen deutet darauf hin, dass Erfahrungen, die einer ,Hüter-Begegnung‘ im Sinne Steiners entsprechen, weitverbreitet sind, obwohl sie von verschiedenen Bevölkerungsgruppen weltweit auf vielfältige Weise interpretiert werden. Darüber hinaus zeigen Berichte von ,Hüter‘-Erfahrungen anthroposophischer Praktiker, wie bestimmte schlafbezogene und meditative Erfahrungen mit dieser Vorstellung verbunden sind. Von besonderer Bedeutung ist die Idee, dass die ›Hüter‹-Vorstellung ein Narrativ darstellt, das sich positiv darauf auswirken kann, wie Menschen mit Mediationsherausforderungen umgehen und durch sie wachsen. Schließlich wird der Prozess, der zu einem ,Hüter‘-Erlebnis führt, phänomenologisch analysiert und gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Steiners Vorstellungen und gewissen Beobachtungen in der Entwicklungspsychologie besteht. Diese drei Perspektiven helfen, ein umfassendes Bild davon zu zeichnen, wie die von Steiner beschriebene Erfahrung heute aufgefasst und interpretiert werden kann.

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Bericht:

• Andy Brogan, Marcelo da Veiga: The Actuality of Rudolf Steiner: An Interdisciplinary Exploration of Steiner in the 21st Century
  
  Zusammenfassung

  Unter dem Titel »The Actuality of Rudolf Steiner: An Interdisciplinary Exploration of Steiner in the 21st Century« fand vom 8. bis zum 10. Oktober 2021 das erste internationale Steiner-Symposium des Instituts für Bildung und gesellschaftliche Innovation (IBUGI) statt. Andy Brogan, Organisator und Leiter des Symposiums, gibt in einem Tagungsbericht eine kurze Übersicht über die während dieser Veranstaltung gehaltenen Beiträge. Anschließend vermittelt Marcelo da Veiga einen kurzen Einblick in das Institut und dessen Ziele.

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