Erich Fuchs

Zur Philosophie bin ich gekommen durch Gespräche mit Hans Gliwitzky, meinem Vorgänger als Mitherausgeber an der Fichte-Akademieausgabe. So wählte ich als Studienort München, um den damals (1964/65) viele Studenten faszinierenden Reinhard Lauth zu hören. Mein Berufsziel war anfangs das eines Journalisten. Die Beschäftigung mit den Fragen nach Sinn des Lebens, nach Orientierung in moralisch-praktisch bedeutsamen Situationen hat das Gespür für wichtigere Dimensionen geschärft. Als mir vonseiten der Journalistenschule, die ich zu besuchen vorhatte, von einem längeren Philosophiestudium abgeraten wurde, entschied ich mich, ein gut Teil meines Lebens den etwas tiefergreifenden Fragen zu widmen. Das habe ich auch nicht bereut, zumal ich den neuen Neigungen in einem insgesamt recht befriedigenden Arbeitsklima innerhalb des Editionsteams der Fichte-Gesamtausgabe nachgehen konnte und kann. Dazu kommt die Aussicht, an der schon absehbaren Vollendung eines solchen Werks mitarbeiten zu können, das wohl noch für Generationen von denkenden Menschen Grundlage ihrer Beschäftigungen mit der philosophischen Wissenschaft sein wird.

Einen an Philosophie interessierten, vor allem jungen Menschen würde ich auf die Frage, wie er an die Philosophie herangehen solle, zurückfragen: was suchst du in der Philosophie? Wenn du äußeren Erfolg willst, dann laß die Finger davon! Geistige Beruhigung und Sicherheit kannst du – wenn überhaupt – in ihr nur dann finden, wenn du die grundlegende philosophische Frage an dich selbst und an alle deine Gegenüber nie aufgibst: Wie kann ich das wissen? Das Festhalten an diesem Fragen wird dich darauf führen, daß jedes Erkennen irgendeines Etwas nur dann echtes Erkennen ist, wenn du zugleich weißt, was das Erkennen selbst ausmacht. Dies setzt voraus und erkennt an: auf die wichtigsten Fragen des Menschen gibt es tatsächlich eine Antwort, die gültig ist und allgemeingeltend werden soll. Und das ist der grundlegende transzendentalphilosophische Gedanke, der in der Geschichte der Philosophie – um nur die Bedeutendsten zu nennen – von Descartes, Kant, Fichte, Husserl geltend gemacht worden ist. Wer nicht diesen (heute allerdings unmodern gewordenen) Gedanken zugrundelegt, sollte lieber eine andere Beschäftigung wählen als gerade Philosophie. Er wird sicher enttäuscht werden.

Diese meine Ansicht ist – das sei nicht verschwiegen – sehr von meinem philosophischen Lehrer Reinhard Lauth geprägt; entsprechend halte ich auch heute noch zwei seiner Bücher für einen Philosophierenden für hilfreich: Begriff, Begründung und Rechtfertigung der Philosophie 1967, Theorie des philosophischen Arguments 1979.

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