Bernard Bolzano: Band II,A,22,2: Erbauungsreden des Studienjahres 1816/1817. Zweiter Teil

Herausgegeben von Kurt F. Strasser.
Bearbeitet von Kurt F. Strasser.
Umschlagfoto
Deutsch
2014
208 S., 18,3 x 25,3 cm.
Leinen
ISBN 978-3-7728-2320-6
Lieferbar
Einzelpreis:
€ 278,–

Schlagwörter

Als Inhaber der Lehrkanzel für katholische Religionslehre an der Universität Prag hatte Bolzano neben seinen Vorlesungen an allen Sonntagen während der Vorlesungszeiten auch ›Exhortationen‹ bzw. ›Erbauungsreden‹ zu halten. Der Besuch der Erbauungsreden war für sämtliche Hörer aller drei Jahrgänge der ›philosophischen Studien‹, die alle Studenten als Vorbereitung auf ihr Fachstudium (in Medizin, Rechtswissenschaften oder Theologie) zu absolvieren hatten, obligatorisch. Das erklärt den enormen Einfluss von Bolzanos Erbauungsreden auf das damalige Geistesleben in Böhmen. – Alle 582 derzeit nachweisbaren Erbauungsreden werden in chronologischer Reihenfolge beschrieben; die davon erhaltenen 414 Erbauungsreden werden nach der jeweils besten (d.h. die höchste Authentizität garantierenden) Vorlage textkritisch ediert. – Fragen der Religion und der Moral stehen in den Erbauungsreden im Vordergrund. Bolzano geht aber auch immer wieder auf praktische Fragen der Standes- und Berufsethik sowie auf staatsphilosophische und – zum Teil brisante – politische Themen ein. Bolzanos Erbauungsreden enthalten wertvolle Ergänzungen und Konkretisierungen zu vielen Lehren, die er in seinen theologischen und philosophischen Schriften systematisch behandelt hat.

In diesem Studienjahr setzt Bernard Bolzano sein fundamentales Reform-Erziehungswerk konsequent fort. Zuerst begründet er die Notwendigkeit desselben: Es ist an der Zeit, Aberglauben und Irrtum durch einen vernünftigen Gottesglauben und gewissenhafte Aufklärung zu ersetzen. Dadurch sollten bessere Zustände für die Menschen konkret in seinem Heimatland Böhmen und schließlich überall auf Erden geschaffen werden. Dies sah er als eine Aufgabe, die mit vereinten Kräften jener, die sich gemeinschaftlich für die »gute Sache der Menschheit« einsetzten, zu bewältigen wäre. Solche Zusammenschlüsse wurden allerdings vom österreichischen Staat mit zunehmendem Misstrauen verfolgt. Das war auch verständlich, denn Bolzano drängte bei seiner Arbeit an einer besseren Gesellschaft auf soziale Gerechtigkeit in allen Formen, regte eine »vernünftigere« Verfassung an, wollte Geburtsadel durch Seelenadel ersetzt wissen usw. Wie radikal er in diesen Belangen war, zeigen seine Ausführungen darüber, dass jemand, der nicht nach Kräften das Gemeinwohl förderte, aus seiner Sicht nicht zu leben verdiente. Er verurteilte Missbräuche der Klugheit, wie »die Welt zu betrügen, weil sie eben betrogen sein wolle« ebenso wie Missbräuche der Religion. Als gefährliche Art um sich greifender wissenschaftlicher Unklarheit erkannte er die »Schwärmerei«, von der er vor allem die Weltweisen und Romantiker Deutschlands seiner Zeit stark befallen sah. Das alles betrieb er keineswegs verbissen, sondern »mit heiterer Sinnesart«.

Rezensionen

Peter Demetz, Stifter-Jahrbuch

»Ungeachtet aller Presseempfänge und Bestsellerpartys kommt auch in der Welt der Bücher das Dauernde auf leisen Sohlen einher, und die fruchtbaren Fortschritte der Bernard-Bolzano-Gesamtausgabe [...] bieten mehr als einen berechtigten Grund, dem loyalen Verlag und den Herausgebern Dank zu sagen.«

Peter Demetz,
Stifter-Jahrbuch

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