Wilhelm Schmidt-Biggemann: Geschichte der christlichen Kabbala. Band 1

15. und 16. Jahrhundert.

Umschlagfoto
CP 10,1
Deutsch
2012
XIV, 699 S., 17 Abb., 15,8 x 20,8 cm.
Leinen
ISBN 978-3-7728-2569-9
Lieferbar
Einzelpreis:
€ 136,–
eISBN 978-3-7728-3023-5
€ 136,–

Der erste Band behandelt die Grundlegung der christlichen Kabbala vom Spätmittelalter bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Die grundlegende Vorgeschichte dieser Lehre zwischen Maimonides und Nikolaus von Kues leitet den Band ein. Die eigentliche Fassung der Haupttopoi geschieht bei Giovanni Pico della Mirandola und vor allem bei Johannes Reuchlin. Im 16. Jahrhundert wird christliche Kabbala geradezu Modewissenschaft: Der römische Kardinal Aegidius von Viterbo, der venezianische Minoritenprior Giorgio Veneto (Zorzi), der kaiserliche und kurfürstliche Arzt Agrippa von Nettesheim, der Bologneser Franziskaner Arcangelo da Borgonovo entwickelten die kabbalistischen Positionen und Begriffe weiter. Die intellektuell dominierende Figur in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war der französische Philologe und Prophet Guillaume Postel. Die Schlusskapitel sind dem spanischen Spiritualisten Luis de León und Johannes Pistorius, dem Herausgeber der einflussreichen Sammlung ›Ars Cabalistica‹ (1587), gewidmet. Dieser Band vereinigt mithin alle irgendwie wichtigen Autoren der christlichen Kabbala in der Renaissance.

Wilhelm Schmidt-Biggemanns Werk zur Geschichte der christlichen Kabbala wurde im Oktober 2013 mit dem Hamann-Forschungspreis ausgezeichnet.

Aus der Begründung der Jury:

»Schmidt-Biggemann liefert uns […] die Entwicklungsgeschichte einer Denktradition, die trotz ihrer geradezu sprichwörtlichen Dunkelheit das religiöse Denken des Abendlandes tief greifend mitgeprägt hat. Seine Darstellung reicht vom Spätmittelalter bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Man wagt nicht zu viel, wenn man diese Untersuchung heute schon zu einem Standardwerk der frühneuzeitlichen Religionsphilosophie erklärt. […] Das Werk zeichnet sich durch diejenigen Tugenden aus, die allen Publikationen des Preisträgers eigen sind: äußerste Belesenheit, souveräne Durchdringung des Gegenstandes und eine Wissenschaftsprosa, die in Sachen Eleganz und Klarheit ihresgleichen sucht.«

Rezensionen

Helmut Zander, Neue Zürcher Zeitung

»Diese [Pico della Mirandola, Johannes Reuchlin, Guillaume Postel] und andere christlich-kabbalistische Grenzgänger entreißt Schmidt-Biggemann der kulturellen Amnesie und präsentiert sie in einer klassischen Ideengeschichte, mit knappen Angaben zu den sozialen Kontexten, ohne die wir heute keine ›intellectual history‹ mehr goutieren würden. […] Am Ende dürfte eine neue Perspektive auf die europäische Religionsgeschichte stehen, die den Abschied vom Denken in geschlossenen Religionscontainern erleichtert. Wir warten, dankbar für den ersten Band und sehr gespannt auf die folgenden.«

Helmut Zander,
Neue Zürcher Zeitung
Raúl Fornet-Betancourt, Concordia – Internationale Zeitschrift für Philosophie

»Somit darf, wie sich für den Leser dieser Arbeit leicht nachprüfen lässt, die vorliegende Untersuchung von Schmidt-Biggemann richtigerweise als eine ›Summa‹ der christlich-kabbalistischen Wissenschaft im Zeitalter der Renaissance betrachtet werden.«

Raúl Fornet-Betancourt,
Concordia – Internationale Zeitschrift für Philosophie
Joseph Dan, Renaissance Quarterly

»This volume is the beginning of a fulfillment for a pressing need in the study of European religious thought in early modern times: a systematic historical presentation of the authors in the second half of the fifteenth century to the second half of the eighteenth. [...] This volume is a most promising beginning of a historical study of [a] major phenomenon in Christian spirituality.«

Joseph Dan,
Renaissance Quarterly
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