Die Reformation und ihr Mittelalter
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Nach einer – vor allem in Deutschland – nahezu allgemeinen Wahrnehmung hatten die Reformation und der werdende Protestantismus radikal mit dem Mittelalter gebrochen. Diese weit verbreitete These führt zu der erklärungsbedürftigen Situation, dass im Selbstverständnis und in der Selbstwahrnehmung des Protestantismus eine Kluft von über einem Jahrtausend entstanden ist, die diesen nicht nur von der frühchristlichen und patristischen Zeit trennt, sondern die ihn offenkundig auch in keinem Verhältnis zu diesem Jahrtausend stehen lässt. Dieses lange tradierte (Selbst-)Verständnis kann nicht länger unhinterfragt bleiben. So lassen vor allem die gewaltigen Forschungsanstrengungen der jüngeren Zeit die These von einer radikalen Kluft von Reformation und ihrem Mittelalter und damit auch die Wahrnehmung des Protestantismus in ihrem Verhältnis zu diesem mehr als fragwürdig erscheinen. Ein neuer Blick auf die Reformation und ›ihr‹ Mittelalter öffnet sich.
Inhalt:
- Jorge Uscatescu Barrón: Domingo De Sotos Auseinandersetzung mit der protestantischen Theologie in »De natura et gratia« im Ringen um den philosophisch-theologischen Begriff »natura pura« gegen Luthers Menschenbild
- Augustinus Sander: Die konfessorische Katholizität Georgs von Anhalt
- Matthias Pohlig: »Des Pabstes eigene Scribenten« – Lutherische Geschichtsschreibung – historiographische Praktiken – Intertextualität
- Arno Mentzel-Reuters: Reformatoren drucken das Mittelalter – Luthers »Theologia deutsch« und Melanchthons Lampert von Hersfeld
- Volker Leppin: Luthers Blick auf das Mittelalter
- Günter Frank: Die »articuli fidei« als Grund des Glaubens und der Theologie – Genese und Kritik eines Grundbegriffs der Ekklesiologie
- Theodor Dieter: Martin Luthers kritische Wahrnehmung »der« Scholastik in seiner so genannten »Disputatio contra scholasticam theologiam«
- Johanna Rahner: »Crux/Cruxifixus sola/solus est nostra Theologia«? – Luthers solus Christus, seine mittelalterlichen Wurzeln und seine offenbarungstheologischen Implikationen
- Jan-Hendryk de Boer: Aus Konflikten lernen – Der Verlauf gelehrter Kontroversen im Spätmittelalter und ihr Nutzen für die Reformation
- Henrik Wels: Nicolaus Taurellus oder die Geburt der Gleichheit aus dem Geist der Erbsünde
- Ueil Zahnd: Lambert Daneau kommentiert Petrus Lombardus – Eine reformierte Auseinandersetzung mit einem Basistext mittelalterlicher Scholastik
- Tarald Rasmussen: Die Kontinuität der Memoria – Überlegungen am Beispiel von sächsischen Grabdenkmälern
- Bernd Roling: Die Geburtswehen der mittellateinischen Philologie: Polycarp Leyser IV. und das Mittelalter
- Andreas Odenthal: »nach der alten gebreuchlichen Lateinischen Translation gelesen und gesungen« – Zur Stundenliturgie in den Klöstern Württembergs nach Einführung der Reformation
- Martina Hartmann: Der wichtigste karolingische Autor im »Catalogus testium veritatis« des Matthias Flacius Illyricus
- Günther Mensching: Die Reformation und die nominalistische Wende
- Antoine Vos: Gedankenmuster der Reformation in mittelalterlichem Licht
- Ulrich Muhlack: Die Renaissance als Beginn der Neuzeit – Mit einem Seitenblick auf die Reformation
- Risto Saarinen: Die Eigenart der Scholastik in Gerhard Ebelings Lutherdeutung
Rezensionen
»In seiner hohen thematischen und methodischen Vielfalt bietet der anzuzeigende Band somit einige anregende Studien, die auf je eigene Weise helfen, offenbar erregte und wenig originelle Debattenlagen zu erden.«
»Der Band, der übrigens sorgfältig ediert ist, stellt als Ganzes einen Beitrag ersten Ranges dar im Bemühen, ein besseres und weiteres Verständnis des Verhältnisses der reformierten Protestanten mit der mittelalterlichen Tradition zu erlangen.«
»Fazit: Ein erfrischend unkonventioneller Auftakt zum Lutherjahr 2017!«
»Das anstehende Reformationsjubiläum hat bereits im Vorfeld eine ganze Reihe von Veröffentlichungen nach sich gezogen oder vielmehr Anlass zur Publikation gegeben. Nicht alles, was bislang erschienen ist, ist wirklich absolut unabdingbar und damit für ein wohlsortiertes Bücherregal vorbehaltlos empfehlenswert, die vorliegende Publikation jedoch gehört nicht in diese Kategorie [...]. Die vorliegende Publikation ist, wie bereits eingangs angedeutet, äußerst lesenswert, da sie auch für diejenigen, die sich im Umfeld der Reformationsgeschichte tummeln, durchaus Neues bereithält. Die Verortung der Beitragenden sorgt dabei auch für eine über- beziehungsweise transkonfessionelle Warte, was zwar in der heutigen zeit eigentlich selbstverständlich sein sollte, es jedoch keineswegs immer ist. [Es] werden auf produktive Weise Perspektiven ausgewiesen, die zur Vertiefung und weiteren Diskussion – etwas auch hinsichtlich der allgemeineren Mittelalterrezeption in der Frühen Neuzeit – einladen.«
»Mit ihren je eigenen Akzenten, methodischen Zugängen und inhaltlichen Details zeigen die einzelnen Beiträge zu den thematisierten mittelalterlichen Phänomenen eine beeindruckende Fülle an Bezugspunkten, Anknüpfungen und Fortschreibungen, aber auch an Gegensätzen und Brüchen auf. [...] Der vorliegende Sammelband kann mit seinen Denkanstößen den darüber zu führenden Forschungsdiskurs bereichern, zur historisch adäquaten Vergewisserung der Reformation beitragen und leistet insofern auch einen wichtigen Beitrag zum Reformationsgedenken 2017.«
Alle Bände
- Das 15. Jahrhundert – lieferbar
- Die Reformation und ihr Mittelalter – lieferbar
- Cicero in der Frühen Neuzeit – lieferbar
- Philosophie der Reformierten – lieferbar
- Hermeneutik, Methodenlehre, Exegese – lieferbar
- Die Patristik in der Frühen Neuzeit – lieferbar
- Melanchthon und der Calvinismus – lieferbar
- Reformer als Ketzer – lieferbar
- Melanchthon und die Neuzeit – lieferbar
- Melanchthon und Europa – lieferbar
- Melanchthon und Europa – lieferbar
- Der Theologe Melanchthon – lieferbar
- Melanchthon und die Naturwissenschaften seiner Zeit – lieferbar
- Die Kraichgauer Ritterschaft in der frühen Neuzeit – lieferbar
- Melanchthonpreis – lieferbar
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